Gemüse frisch vom Pausenhof naschen – wo gibt’s denn sowas? An der Paul-Lechler-Schule Böblingen!

Ja genau, richtig gelesen! Die Paul-Lechler-Schule hat seit April 2023 einen eigenen Schulacker direkt neben dem Pausenhof.

Dort wird von Schüler*innen der AG Grüner Daumen Gemüse angebaut, gepflegt und geerntet.

Aber zunächst mal in Blick zurück, wie die Paul-Lechler-Schule zu ihrem Schulacker kam:

Anfang des Jahres 2022 warb die Kreissparkasse Böblingen für das Bildungsprogramm GemüseAckerdemie. Interessierte Schulen konnten sich melden und in Form eines Motivationsschreibens begründen, warum ein eigener Acker eine feine Sache wäre.

Da wir bisher in der Garten-AG schon mit dem Bau von Hochbeeten und dem Pflanzen von Gemüse auf dem Pausenhof experimentiert hatten, waren wir sofort Feuer und Flamme – oder besser gesagt Kohl und Karotte und meldeten uns bei der Kreissparkasse! 

Nach nur kurzer Zeit erhielten wir die erfreuliche Nachricht – wir dürfen teilnehmen und bekommen unseren eigenen Acker!

Das Projekt GemüseAckerdemie ist ein bundesweites Bildungsprogramm mit dem Ziel, Kinder mit den Themen Nachhaltigkeit und gesunder Ernährung ganz praktisch, erfahrbar und erlebbar in Kontakt zu bringen.  

„Für eine Generation, die weiß, was sie isst!“ (Zitat GemüseAckerdemie)

Die Kosten des Bildungsprogramms werden teils von der Schule selbst und teils von Sponsoren getragen. Unser Sponsor ist die Sozialstiftung der Kreissparkasse Böblingen. Herzlichen Dank an dieser Stelle für die Unterstützung! 

Im Folgenden stellen wir vor, was wir im letzten Ackerjahr gearbeitet, gepflanzt, geerntet und gelernt haben:

April 2023 - Mit schwerem Gerät wurde aus der Wiese neben der Schule tatsächlich ein Acker. Doch nicht nur Maschinen waren am Werk.

Mit viel Kraft und Schweiß haben die Schüler*innen der AG tatkräftig beim Umgraben geholfen und anschließend den Acker in einzelne Beetabschnitte eingeteilt.

Nun war alles bereit – der Frühling war da und mit den wärmenden Sonnenstrahlen konnten wir die ersten Gemüsepflänzchen einsetzen und Samen in die Saatreihen einlegen.

Dabei wurden wir von unserem Ackercoach Frau Reif begleitet und unterstützt. Sie erzählte uns viel über die Setzlinge und gab uns wichtige Tipps zur Anpflanzung und Pflege der zarten Pflänzchen mit auf den Weg. 

In den nächsten Wochen lernten wir zu unserer Verwunderung von Frau Reif, dass man beim Bewässern des Ackers tatsächlich die Wege und nicht die Pflanzen gießen sollte. Wir weckten so manchen Bodenbewohner aus seinem Mittagsschlaf und mussten feststellen, dass Unkraut schneller wächst, als man es ausrupfen kann.

Zudem erlebten wir, dass es wirklich lange, lange, lange dauert, bis man nun endlich etwas vom Gepflanzten naschen kann…

Juni 2023 - Eeeeendlich war es so weit, wir konnten das erste Mal auf unserem Acker ernten! Drei prächtige Kohlrabi und dazu noch köstliche Zuckererbsen, die wir direkt wegnaschen konnten.

Wir spürten und schmeckten alle – die Mühe hatte sich gelohnt! 

Die vielen Sonnenstunden des Sommers ließen das Gemüse auf unserem Acker wachsen und sprießen. Wir konnten richtig zusehen, wie die Kürbisse und Zucchini von Woche zu Woche größer wurden.

Es ist erstaunlich wie die Pflanzen aus Sonne, ein bisschen Wasser und den Nährstoffen der Erde so große Blätter und Früchte wachsen lassen können. 

Auch beim Schulfest der Paul-Lechler-Schule war unser Acker ein großes Thema.

Herr Fritz und Herr Wengenroth von der Kreissparkasse Böblingen überreichten den Scheck der Sozialstiftung und alle Gäste konnten unsere mittlerweile stattlichen Pflanzen bestaunen. 

Mit schnellen Schritten nahm der Sommer seinen Lauf und mit ihm kamen die Sommerferien. Was würde wohl in diesen Wochen mit unserem Acker passieren? Dank fleißiger Gieß-Helfer konnten unsere Pflanzen weiterwachsen und reifen. Zum Glück! So hat uns auch im Herbst der Acker reiche Ernte beschert!

Oktober 2023 - Mit Gummistiefeln ausgestattet konnte die neue AG-Gruppe bei herbstlich nasskaltem Wetter noch einige Feldfrüchte finden.

Wir mussten sogar richtig danach suchen, denn Schwarzwurzeln und Kartoffeln reifen unter der Erde! Über der Erde konnten wir von unserem riesigen Palmkohl saftige Blätter zupfen.

Die Ernte war so üppig, dass jedes Kind eine Tüte voll mitnehmen konnte. In der nächsten Woche sprachen wir darüber, wie uns Kartoffel, Schwarzwurzeln und Palmkohl geschmeckt hatten. Ein Kind erzählte von einer leckeren Gemüsesuppe - eine Köstlichkeit bei herbstlichem Wetter! Oder einfach Kartoffeln mit Salz und Butter, die Lieblingsspeise eines Mädchens der Gruppe.  

Die letzten Sonnenstrahlen des Herbstes hatten auch noch drei klitzekleine Tomaten reifen lassen, die wir in kleine Stücke teilten. Die neuen Ackerkids probierten… „So süß!“, „Schmecken Tomaten eigentlich so?“ wurde mit großen Augen gefragt und alle riefen „Lecker!“. Eine wahre Geschmacksexplosion! 

Leider waren dies die letzten Gaumenfreuden fürs Ackerjahr!

In den nächsten Wochen gruben wir den Acker um, arbeiteten das Unkraut in die Erde ein und sammelten Blätter für die Mulchschicht. Seitdem ruht unser Acker friedlich und wir überlassen den Bodenbewohnern die Arbeit.

Mach‘s gut Acker, bis zum Frühjahr! 

Wenn wir nun nach unserem ersten Ackerjahr Bilanz ziehen – hat sich die Mühe gelohnt? Was nehmen wir mit in unserem Rucksack neben dem frischen Gemüse?

Wir haben erfahren und verstanden, welche Sorgfalt, Mühe und Zeit nötig ist, bis aus einem Samen wirklich eine Tomate wird und wie wertvoll sie deshalb ist.

Wir haben gelernt uns in Geduld zu üben, da - wie ein bekanntes Sprichwort sagt - weder Kinder noch Pflanzen schneller wachsen, wenn man daran zieht.

Wir haben Verantwortung übernommen und sie getragen über das Ackerjahr – haben mal mit Freude, mal mit Frust die Pflanzen umsorgt, um damit den Ernteerfolg zu sichern.

Wir sind zur Ruhe gekommen in der Arbeit und waren ganz aufmerksam, um achtsam mit Pflanzen und Bodenbewohnern umzugehen.

Und außerdem haben wir Mut bewiesen! Mut im Umgang mit großen, manchmal unhandlichen Werkzeugen, Mut in der Begegnung mit Regenwürmern, Asseln, Nacktschnecken und anderen uns bis dahin fremden Bodenbewohnern und Mut beim Ausprobieren neuer Lebensmittel und Geschmäcker.

So viel erlebt auf einem kleinen Stück Acker – danke an alle Kinder!

Danke an alle Helfer und Unterstützer!

Wir freuen uns riesig aufs nächste Ackerjahr! 

 

 

Ein Bericht von Sarah Däschner-Mühleck